Samstag, 9. Mai 2015

Ich bereue es, Mutter zu sein...

Harte mutige Worte. Nein...keine Panik. Ich rede nicht von mir, sondern von den 23 Frauen, die so ehrlich waren, dies zuzugeben. Ich möchte hier gar nicht groß auf "regretting motherhood" und diesen Artikel dazu eingehen. Wer davon noch nichts gehört hat, liest vielleicht den Stern nicht oder hatte die letzten Tage zu viel mit Frühjahrsputz zutun.

Egal... Warum ich trotzdem das Thema aufgreifen möchte? Es geht mir um die Mutter herself. Warum wird eigentlich immer so ein Klimmbimm um Mütter gemacht? Ich habe mich das schon so oft gefragt. Wenn es doch das Natürlichste auf der Welt ist (in meinem Fall mal kurz gelacht Hahaha), warum wird man zu etwas vermeintlich Besonderem als Mutter? Oder wird man das gar nicht, sondern die Mütter tun nur so, als ob sich die Sonne plötzlich nur noch um sie dreht?

Wenn ich mich so umschaue, und das mache ich gerne...beobachten...dann fällt mir auf, wie vielschichtig die Mütter sind. Es gibt nicht DIE Mutter. Sondern es gibt jammernde, verweichlichte, weinerliche, gestresste, überforderte Mütter. Es gibt Glucken und Helikopter. Es gibt Mütter, die ihr Muttersein zelebrieren, als ob es nichts anderes mehr gäbe auf dieser Welt. ABER es gibt auch lächelnde, zufriedene, gut organisierte, liebevolle Mütter. Mütter, die alles unter einen Hut bringen und nicht aus der Ruhe zu bringen sind. Ich sehe gerne hin, wie Mütter mit ihrem Nachwuchs umgehen. Ob sie grob und laut sind oder ob sie normal mit ihren Kindern sprechen. Bestimmt ist das auch situationsabhängig, aber man kann schon erkennen, ob es sich eher um einen liebevollen ehrlichen Umgang miteinander handelt, oder ob hier eine Furie das Zepter schwingt.

Ich werde nicht dahinter kommen, warum die gesamte Menschheit das Muttertier verehrt. Vielleicht weil so der Erhalt der Rasse gewährleistet ist und uns das einfach noch aus Urzeiten so geblieben ist. Als Frau Neandertal noch vom Rudel gegen wilde Tiere beschützt werden musste. Als Urinstinkt sozusagen (lustiges Wort übrigens... wenn man ein Leerzeichen nach dem ersten n macht, bekommt es plötzlich eine ganz andere Bedeutung). Und diesem Urinstinkt hat man nun auch noch einen Ehrentag gewidmet. Den ...na wer kommt von selbst drauf?...genau... den Muttertag!

Diesem Tag bin ich viele Jahre mit gemischten Gefühlen entgegen getreten und werde es auch dieses Jahr wieder tun. Klar, ich werde meine Mama in den Arm nehmen und ihr einen schönen Muttertag wünschen. Doch dieses Jahr bin ich zum ersten Mal nach außen hin selbst Mama. Ich für mich war die Jahre vorher schon Mama. Wunschmama und Sternenkindmama. Doch dazu hat mir niemand gratuliert. Viele Jahre Kinderwunsch liegen hinter mir und nun sitze ich hier am Samstagmorgen und tippe leise diesen Post während meine Kinder noch schlafen. Immer noch unglaublich für mich. Erst gestern Abend kam wieder dieses "Einfach unglaublich" aus mir heraus, als wir beim Abendessen saßen und die Kinder uns aus ihren Wippen heraus mit ihren großen Knopfaugen angestiert haben.

Vor ziemlich genau einem Jahr startete mein 16. ICSI Versuch. Es war klar, dass es der letzte werden würde. Ich war bereit, den Kinderwunschweg zu verlassen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nur noch nicht, welche Ausfahrt wir nehmen werden. Die "Mit Kind" oder die "Ohne Kind". Oh man... Ich weiß noch, wie ich mich tierisch über mein Ei gefreut habe. Ein Ei! Und beim nächsten Ultraschall noch mehr Eier... zwei...drei...vier! Es wurde die beste ICSI meines gesamten Kinderwunschweges. Und auch hier entfleucht es mir wieder, dieses "einfach unglaublich". Diese Glücksgefühle damals hinterlassen heute noch Gänsehaut. Muttertag wird immer am zweiten Sonntag im Mai gefeiert und wird mich von nun an wohl immer an meine letzte ICSI erinnern. So erhält dieser bisher abstrakte Tag für mich eine ganz neue Bedeutung.

Ich werde nie vergessen, wie ich dafür kämpfen musste.
Ich werde nie vergessen, dass Mutter werden einem nicht zufliegt.
Ich werde nie vergessen, dass der Mai für mich ein wahres Wunder bereit hielt.

Es wird mein ganz persönlicher Muttertag werden. Ein Tag, an dem ich immer an den Ursprung zurück kehren werde. Ein Tag, an dem ich bestimmt zig mal sagen werde "einfach unglaublich".

Eure Hanni