Sonntag, 16. Februar 2014

Die Sache mit der Angst


Ja...Angst ist so eine Sache. Man kann vor vielem Angst haben. Als Kind hatte ich vor dem Krokodil unter meinem Bett Angst. Das hat im Dunkeln immer auf mich gewartet, um mir in die Beine zu beißen. Es war seltsamerweise immer weg, wenn Papa das Licht angeknipst hat.

Es gibt Menschen, die haben Angst vor Spinnen. Dabei machen die doch nichts. Zumindest hier. In Australien sieht es da wieder anders aus. Und es gibt sogar einen Ausdruck für die Angst vor langen Wörtern: Hippopotomonstrosesquippedaliophobie. Habe ich jedenfalls im Internet gefunden.

Aber für die Angst, die in mir schlummert, habe ich kein Wort gefunden. Es ist auch schwierig, dieses Gefühl überhaupt in Worte zu packen. Es schlummert so leise in mir vor sich hin, dass ich es selbst nicht immer war nehme. Nur manchmal kommt es an die Oberfläche und haut mich fast um.

Ich weiß gar nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Ja, ich habe Angst, niemals Mama zu sein. Aber was genau wäre daran so schlimm?

Rein biologisch sind wir nur da, um unsere Art zu erhalten. So gesehen wäre ich schon mal reine Zeitverschwendung. Ja Ja, ich weiß, das ist nicht alles. Ich versuche immer noch, Worte zu finden, für dieses Gefühl in mir. Ich glaube, dieses Gefühl ist artenübergreifend. Wir waren vor Jahren einmal in einem Affengehege. Dort war eine Affenfrau, die tagelang ihr totes Baby nicht loslassen wollte. Sie hat es überall mit hingenommen obwohl das Kleine schon ziemlich tot aussah. Die Tierpfleger mussten es ihr mit Gewalt wegnehmen.

Spirituell spricht man von Unendlichkeit und ewigem Leben. Zu abgedreht? Wünsche ich mir vielleicht, ewig zu leben? Nein, das nicht. Aber etwas von mir zurückzulassen, wenn ich nicht mehr existiere, wäre ein schöner Gedanke. Habe ich Angst davor, aufzuhören zu existieren? Angst, vergessen zu werden?

Ach, das ist alles nicht wirklich das, was da in mir schlummert. Angst vor dem Versagen? Nein, auch nicht. Vielleicht habe ich Angst davor, alt zu werden, ohne jemanden zu haben, dem man auf die Nerven gehen kann mit den ewig gleichen Geschichten von früher? Oder Angst davor, niemanden meine Werte weitergeben zu können? Oder Angst davor, irgendwann allein zu sein?

Ich habe Angst davor, niemals ein Baby in mir zu spüren. Ich habe Angst davor, niemals so ein gut riechendes Baby in den Armen halten zu dürfen, welches ein Stück von mir und meinem Mann ist. Ich habe Angst davor, niemals schimpfen zu dürfen, wenn mein Kind Blödsinn gemacht hat. Ich habe Angst davor, niemals die Chance zu haben, für mein Kind da sein zu dürfen. Das ist das, was in mir schlummert. Gibt es dafür ein Wort?

Eure Hanni


22 Kommentare:

  1. Liebe Hanni, ich weiß nicht warum aber was du schreibst berührt mich immer ganz besonders. Ich habe die selbe Angst wie du, leider hab auch ich keinen Namen dafür. Und ich weiß wirklich nicht ob es dafür überhaupt einen Namen gibt. Diese Angst ist schrecklich. Und man kann nicht wirklich erklären woher sie kommt. Zumindest geht es mir so. Wieso wollen wir unbedingt ein Kind? Wo kommt dieser Wunsch her der sich durch nichts anderes stillen lässt? Ich weiß es nicht und ich habe noch niemanden gefunden, kein Arzt, kein Therapeut, der mir diese Frage beantworten kann.
    Daher hoffe und bete und wünsche ich dass sich unsere Angst nicht bewahrheitet! Deine nicht und meine auch nicht!
    Liebe Grüße
    J.B.

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    1. Schön, dass meine Worte dich berühren. Das gibt mir das Gefühl, nicht allein zu sein.

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    2. liebe Hanni, Erstmal freut es mich , dass du nach so langer intensiver KiWu Zeit deine 2 Schätzchen bekommen durftest. Auch ich hab mittlerweile 6 icsi und 4kryos hinter mir. Zwei missed abortions und einen Frühabgang. Letzteren habe ich heute erfahren. Deshalb fühle ich sie gerade so extrem, diese Angst. Genau so wie du sie beschreibst. Wie lange ich wieder aufstehn kann? Ich weiß es nicht. Aber es hilft mir von Kämpferinnen wie dir zu lesen. Danke!

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  2. Liebe Hanni, auch ich kann genau spüren was du beschreibst...es fühlt sich häßlich an...fühl dich feste gedrückt - ich wünsche mir auch so sehr, dass diese Angst für uns niemals Wirklichkeit wird...

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  3. Ich glaube, wir kennen diese Angst hier alle. Zumindest geht es mir so. Vielleicht ist es die Angst vor der nie erfüllten Sehnsucht? Ich weiß es auch nicht, aber das Gefühl ist manchmal grausam. Wenn jemand ein Patentrezept hat, wie man diese Angst los wird, dann immer her damit!
    Drücke Dich, liebe Hanni!

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    1. Wenn mir jemand dieses Rezept verrät, teile ich es gerne mit dir.

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  4. Liebe Hanni, ich weiß gar nicht, ob ich mir hier einen Kommentar anmaßen darf. Deine Geschichte und damit verbundenen Ängste ziehen sich shcon über so viele Jahre, mein Weg hat dagegen nur kurz gedauert und ich hatte nicht sooo viel Zeit mir solchen Gedanken zu machen. Dennoch ist es auch für mich nachvollziehbar, dass diese Ängste einen überkommen. Und da ich auch ein Mensch bin, bei dem die Gedanken oft in alle möglichen Richtungen kreisen, kann ich mir gut vorstellen, dass man diese Angst nicht immer richtig beschreiben kann.
    Ich drücke die weiterhin so sehr die Daumen, dass du diese Ängste nicht mehr haben musst!

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    1. Natürlich darfst du es dir "anmaßen" hier zu kommentieren. Nur weil mein Weg länger ist als deiner heißt es nicht automatisch, dass meine Angst dir nicht bekannt sein kann. Danke Küken...meine treue Leserin. :-)

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  5. Liebe Hanni,

    ich musste ein paar Stunden darüber nachdenken. Denn es geht mir ähnlich. Hier ist auch große Angst davor, nie ein Kind in den Armen zu halten. Nie meine Werte, und die des HerzKerls, weiter geben zu können.

    Es stimmt mich nach wie vor nachdenklich, und ich hab keine Lösung für die Angst. Was, wenn sie war wird?

    Nachdenkliche Grüße
    R.

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    1. Liebe R. ich danke dir für deine lieben Worte. Es freut mich, wenn ich Menschen zum denken anrege.

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  6. Hanni du hast meine Angst exakt beschrieben, ich fühle genauso.

    Ich drück dich ♥♥

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  7. Liebe Hanni,
    mit der Angst ist das so eine Sache...
    Überlege die ganze Zeit was unter meinem Bett war,
    als ich klein war.
    Angst hatte ich auch nur ein Bein aus dem Bett zu strecken.
    Hmmmm... egal.

    Angst ist sehr schwer in Worte zu fassen.
    Glaube alle haben Angst.
    Wir Kinderwunschkandidaten auf eine besondere Weise.
    Deine Beschreibung trifft es!
    Empfinde es auch so...

    Blöde Angst geh weg, weit weg...
    Alles Liebe!!!
    ♥Lilly

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    1. Ja aber echt...blöde Angst...geh dahin wo der Pfeffer wächst. Wo ist das eigentlich? Hoffentlich weit weg.

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  8. Ich kenne das Gefühl,denn das hatte ich 4 Jahre! Ich habe mir bzw wir haben uns immer gesagt,dass wir es auch ohne Kinder schaffen glücklich zu bleiben!Für meinen Mann war der Weg der IVF nicht unendlich und hätten wir die 3Versuche aufgebraucht,wäre es das! Da wir das Glück haben,dass der 3 Versuch funktioniert hat,sind diese Gedanken natürlich nich mehr präsent!
    Aber für uns war unsere Beziehung das A und O und ein Baby wäre die Kirsche auf der Sahnehaube!
    Welchen Weg Ihr auch zukünftig geht;hoffe ich,dass Ihr damit glücklich werdet/bleibt!
    Fuehle dich gedrückt

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    1. Ich fühl mich gedrückt...und hoffe einfach mal weiterhin auf meine Kirsche.

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  9. Liebe Hanni,

    ja, ich glaube es gibt ein Wort dafür: Trauer. Du nimmst sie nur (noch nicht) als solche wahr. Aber Du erkennst sie bereits instinktiv - eine Ahnung des Gefühls, das Dich erwartet, wenn Du eines Tages das Ende des Kinderwunschweges erleben solltest. Dieses Gefühl nimmt im Laufe der Zeit zu - nach meiner persönlichen Erfahrung. In dem Maße zunehmend, in dem das innere Gefühl oder die Ahnung wächst, dass möglicherweise der Weg tatsächlich ohne Kind enden könnte.
    Die Angst davor, kinderlos alt zu werden, keine Werte weiter geben zu können, bestimmte konkrete Dinge nicht zu erleben ist....ja, Angst.
    Sie taucht dort auf, wo unsere persönlichen Motive zum Kinderwunsch sitzen. Sie lässt sich aber tatsächlich auch am besten bearbeiten. Irgendwann. Wenn es erforderlich wird. Denn alle diese Aspekte des Kinderwunsches lassen sich auch anders (er)leben.
    Der Teil des Kinderwunsches aber, der für sich selber steht - die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst, wie Khalil Gibran es so schön beschreibt - die Sehnsucht, sein eigenes Kind in den Armen zu halten - der Teil löst - unerfüllt bleibend - Trauer aus. Und die beginnt man zu spüren. Je länger der Weg dauert. Aber es ist gut, dass es so ist. Du bereitest Dich damit - wenn auch anfangs unbewusst - auf einen möglichen Abschied vor. Auch wenn natürlich alles noch anders kommen kann. Aber es ist wie ein beginnender Sterbeprozess. Am Ende ist es nicht der Abschied vom Kinderwunsch. Es ist immer der Abschied vom KIND. Egal ob je eins empfangen und verloren oder "nur" herbei gesehnt.
    Ich würde dieses Gefühl zu lassen. Auch wenn Du noch hoffst. Und Dein Weg noch nicht gegangen ist. Du verlierst dabei nichts - im Gegenteil. Solltest Du eines Tages Abschied nehmen müssen, wird es auf diese Weise sanfter gelingen. Nicht die Zeit heilt die Trauer. Nur trauern heilt die Trauer.
    LG und alles Gute für Dich, Isa

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    1. Nur trauern heilt die Trauer. Das ist wahr...danke Isa für deine Worte.

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  10. Liebe Isa,

    ich habe selten so etwas "gefühlvolles" und wahrscheinlich treffendes gelesen wie Deine Worte an Hanni. Vielen Dank dafür !

    Liebe Grüße und alles Gute für Dich

    Susi

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    1. Ich glaube, Isa hat recht, wenn sie sagt, dieses Gefühl ist Trauer. Irgendwie ist es besser, wenn ich dafür jetzt ein Wort habe.

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  11. Oje... das ist hart. Ruh dich aus und lass deine Wunden erstmal heilen. Dann kommt auch wieder die Kraft und der Mut für deinen weiteren Weg... wohin er auch gehen mag... du bist nicht alleine! Deine Hanni

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