Sonntag, 26. Januar 2014

Lebensgeschichten #9


Hallo miteinander,

ich habe damals meine "Sammelaktion" für Lebensgeschichten gestartet, um mich nicht in meiner eigenen Geschichte zu verirren.... um zu zeigen, dass das Leben ganz viele Geschichten schreibt... um Mut zu machen... um zu zeigen, dass man nicht alleine auf der Welt ist.

Ich war ganz erfreut, dass ich nicht ins Leere gerufen habe. Ihr habt mir eure Geschichten geschickt  und ihr habt meine Idee mit Leben gefüllt. Vielen lieben Dank dafür. So langsam gehen sie mir aus, die Geschichten, die das Leben schreibt. Wer also bisher gezögert hat oder meinte, seine Geschichte sei nicht wichtig...seid mutig, schreibt mir, macht anderen Mut.

Hier kommt die Geschichte von einspluseins...

Liebe Hanni,
nun kommt meine Geschichte:

Ich war die Erstgeborene, in der ganzen Familie – das muss eine unglaubliche Faszination ausgelöst haben, aber als Baby merkt man sowas ja bekanntlich nicht. Dann kam meine Schwester, als ich zwei Jahre alt war. Ich war hin & weg, habe jeden Tag „Mama“ gespielt und sie sofort in mein Herz gelassen. Weitere vier Jahre später folgte mein demzufolge sechs Jahre jüngerer Bruder – das gleiche Spiel wie bei meiner Schwester, scheinbar hatte ich schon als kleines Mädchen so viel Liebe zu geben. Die Jahre vergingen, wir hatten eine glückliche, schöne Kindheit voller Geborgenheit und Liebe. Dann wurden wir zu Teenies, meine Schwester verwickelte sich immer mehr in Lügen und wurde dabei irgendwie immer hübscher. Sie war kleiner als ich, schlanker und wunderschön – sie wickelte die Leute trotz Lügerei mühelos um den Finger.

Schon bald fühlte ich mich minderwertig, ich wurde in der Schule gemobbt und Sätze wie „Deine
Schwester ist ja so viel hübscher als du“ und „Dir helfen auch schöne Klamotten nicht mehr“ lagen an der Tagesordnung. Ich nahm eine Bahn früher zur Schule aus Angst vor den Mitfahrenden aus unserem Stadtteil. Ich versuchte, abzunehmen, doch es gelang mir nicht. Außerdem schielte ich manchmal (mit fünf Jahren wurde ich operiert, vorher habe ich massiv geschielt) und den Sinn für Mode hatte ich auch nicht. Ich begann, in Kaufhäusern Schmuck zu klauen und zog mich immer mehr in die virtuelle Welt des Chattens zurück – belog meine Eltern, um mich mit Jungs aus dem Chat zu treffen. Verliebte mich in einen dieser Jungs. Sein Vater starb kurz darauf, ich tat alles um ihm zu helfen – aber wir waren so jung, das war zu viel für unsere Beziehung. Nach vielen Höhen und Tiefen wurde die Beziehung zu meiner Schwester glücklicherweise besser, und ist heute eine großartige Freundschaft wie es sie nur unter Geschwistern gibt.

Als junge Erwachsene, so mit 16, gelang es endlich: 15 Kilo Gewicht verlor ich, verliebte mich in meinen damaligen besten Freund und wir wurden ein Paar – zuvor war ich in einer stabilen und guten Beziehung, in der ich viele erste Erfahrungen sammelte, dass ich diese aufgegeben habe, würde ich noch bereuen – zu mal ich meinem damaligen Freund aus heiterem Himmel das Herz brach. Nun gut.. gutaussehend waren wir zusammen. Glücklich. Bis er mich mit einer anderen betrog. Sofort war ein anderer Mann zu Stelle (das Interesse der Männer galt nun auch endlich mal mir, das genoss ich sehr) und tröstete mich, wir wurden ein Paar (er war 27, ich 17) – natürlich war diese Beziehung von Anfang an zum scheitern verurteilt, aber sie machte mich stark, hatte ich doch einen so viel älteren Freund, und ich liebte ihn wirklich, dachte ich jedenfalls. Es kam, wie es musste, und mein Ex-Freund gewann mich zurück – es begann ein wahrer Alptraum. Das nach außen hin perfekte Paar war alles andere als perfekt, immer wieder kam es zu Handgreiflichkeiten. So kam die verhängnisvolle Nacht, als er mich schlug und über den Küchenboden schleifte um mich dann, um 2 Uhr Nachts, vor die Tür zu setzen. Mein Herz war gebrochen.

Ich zog jedes Wochenende um die Häuser und bemerkte, dass ich gut bei den Männern ankam. Ja, ich hatte mich mal wieder in einen dieser Männer verliebt. Er war charmant, und ich klammerte gleich zu Beginn. Es ging mächtig in die Hose und so fuhr ich in eine andere Stadt, 300 km weiter südlich, um mit Bekannten zu feiern. Von Männern wollte ich nichts wissen, ich hatte die Nase gestrichen voll. Doch auf dieser Feier lernte ich meinen Mann kennen. Diesmal war ich zurückhaltend, hatte kein echtes Interesse und wollte auch meinen Namen nicht rausrücken. Er blieb hartnäckig und besuchte mich 3 Wochen später... es wurde dann doch mehr daraus und wir führten 2,5 lange Jahre eine Fernbeziehung. Dann bekam er einen Job in „meiner“ Stadt und kam zu mir. Wir suchten eine größere Wohnung und 2011 kam der Kinderwunsch auf – diese Geschichte meines Lebens kennt ihr ja. Inzwischen sind wir verheiratet und leben gemeinsam glücklich und zufrieden auf 120m² - mit Garten und Katze. Nur das Kind, das fehlt noch immer.

Liebe Grüße
einspluseins

Liebe Einspluseins,

die liebe Liebe hat schon so manchen auf Irrwege geführt. Ich freue mich für dich, dass du deinen Platz gefunden hast. Und das Tüpfelchen auf dem i, das wird schon noch kommen. Nur Geduld, meine Liebe, nur Geduld.

Deine Hanni


2 Kommentare:

  1. Liebe Einspluseins,

    ich bin so froh, dass du dein plusEins gefunden hast und dich nach all den schlechten Erfahrungen gewagt hast, dich einem anzuvertrauen, der einen großartigen Menschen wie dich zu schätzen weiß.

    Er ist ein toller Mann!

    1000 Küsse für euch,

    ZweiLinien

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  2. Liebe Einsplus ein,
    Danke für deine Geschichte.
    Sie zeigt wieder wie lang der Weg ist.
    Herzlichen Glückwunsch zum Traummann!
    Der Herzenswunsch Kind wird sich bestimmt auch bald erfüllen!
    ... ich glaube daran!
    ♥ Lilly

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