Sonntag, 18. Mai 2014
Männer und der Kinderwunsch
Ich habe zuhause einen Mann. Also so einen männlichen Mann. Immer groß und stark. Ziemlich verschlossen mit seiner Gefühlswelt. Und ziemlich verschlossen nach außen zum Kinderwunsch. Ja klar, welcher Mann gibt schon gerne zu, dass da unten nur heiße Luft rauskommt? Aber ich konnte im Laufe der Jahre eine Entwicklung an ihm feststellen.
Zu Beginn unseres Kinderwunschweges vor 6 einhalb Jahren haben wir uns überhaupt keine Gedanken gemacht. Wir sind gesund, was soll es da für Probleme geben? Als die nächsten zwei Jahre nichts passierte, ging mein Mann freiwillig zum Urologen. Ich sagte immer, dass ich regelmäßig meine Periode bekomme, also lag der Verdacht nahe, dass es an ihm liegen könnte. Das damalige Spermiogramm war gar nicht so schlecht. Etwas weniger Spermien als normal, aber der Urologe meinte, dass einer natürlichen Schwangerschaft nichts im Wege stehen sollte. Es könnte vielleicht etwas länger gehen. Nun gut... Es ging länger.
Viel länger...Zu lange. Bis meine Probleme ans Tageslicht kamen.
Als dann auch noch sein Spermiogramm leer blieb und wir gemeinsam in unserer Kiwu aufschlugen, überraschte er mich. Er hatte bis dato nie wirklich zugegeben, dass er sich selbst Informationen besorgte. Er hatte nie freiwillig mit dem Thema angefangen. Immer musste ich das erste Wort haben... und natürlich auch das letzte *grins*. Aber damals hatte er sich schon ausführlich über eine TESE informiert und hat sofort zugestimmt.
Im Laufe unserer Behandlungen merkte ich, dass er langsam offener wird und sich auch seine eigenen Gedanken macht bzw. seine eigenen Gedanken auch kund tut. Man vergisst allzu schnell, dass man da gemeinsam durch muss. Meist dreht sich bei den Behandlungen immer alles um die Frau. Doch es braucht zwei dazu. Die Frau und den Mann.
Inzwischen ist es so, dass er mir sogar schon Tipps und Verhaltensregeln vorschlägt. Am liebsten würde er mich vermutlich nun in Watte packen. Erst gestern hatten wir unsere ganze Story nochmal durchgekaut und er gab zu, dass ihn sein "Makel" schon schwer beschäftigt. Immer noch. Und daher hat er mich gebeten, doch bitte in meinem Blog auch mal etwas für die Männer zu schreiben.
Er war nämlich die letzten Tage im Internet unterwegs und hat ganz wenig zum Thema "Männer und Kinderwunsch" gefunden. Es sind wohl hauptsächlich die Frauen, die so mitteilsam sind. Männer sind verschlossen...männlich...haben keine Spermienprobleme...Niemals!
Wissenschaftliche Abhandlungen zur Verbesserung der Spermienqualität seien auch nicht so einfach zu finden, denn oft genug landet man auf unseriösen Seiten. Jedenfalls ist er auf vielerlei Texte gestoßen, die sich um die Abstinenz drehen. Die einen sagen sieben Tage seien gut, die anderen sagen zwei bis drei Tage seien gut. Wieder andere behaupten, nur mit Zink sei es besser, oder umso mehr Sex umso besser. Das ist alles so verwirrend. Sein Fazit: Alle zwei bis drei Tage eine Ejakulation verbessere zwar nicht die Menge, aber die ist für ICSI Patienten nicht ausschlaggebend. Durch diese Regelmäßigkeit wird der Körper angeregt, immer neue Spermien zu produzieren und das sei für die Qualität viel besser als eine lange Enthaltsamkeit.
Im Endeffekt muss ich sagen, hatten wir einfach dieses Mal unheimliches Glück, dass nach zwei Jahren Azoospermie tatsächlich wieder bewegliche Spermien gefunden wurden. Wir können es beide nicht fassen.
Liebe Männer!
Ich möchte euch noch etwas mit auf den Weg geben: Redet!
Redet mit eurer Frau. Redet mit einem guten Freund.
Warum? Weil ohne über das Thema zu reden, staut sich so viel in euch an. Und irgendwann...zum ungünstigsten Zeitpunkt...unerwartet...explodiert der ganze Vulkan.
Tut euch das nicht an. Ihr merkt doch bestimmt selbst, wann es an der Zeit ist, auch mal "schwach" zu sein. Keine Angst davor. Ihr seid immer für uns da...also sind wir auch immer für euch da.
Nur Mut!
Eure Hanni
Aktuelle Medikation:
Progynova oral 1-1-1
Famenita 200 mg vaginal 1-1-1
Prednisolon 10 mg oral 1-0-0
Clexane 40 mg subkutan 0-0-1
Folsäure Mama A-Z "dm" 0-0-1
Bryopyllum 50 % trit. 0-0-1
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Das war eine gute Idee von deinem Mann, dieses Thema anzusprechen. Ich hab hier auch so ein Exemplar - groß, stark, grummelt lieber 2 Tage vor sich hin, statt seinem Ärger Luft zu machen, wünschte sich eine Familie, aber hat es nie so richtig zugegeben und war nicht zeugungsfähig, wurde beim Bund festgestellt. Tja und dann waren wir gerade 6 Wochen richtig zusammen, als ich erfuhr, dass ich in der 5. Woche schwanger bin. Da begann der Eisklotz plötzlich zu schmelzen (langsam zwar, aber immerhin) und seither habe ich einen werdenden Papa an meiner Seite, den ich mir so toll niemals hätte erträumen können.
AntwortenLöschenIch würde wirklich gern wissen, wie viele Männer da draußen eigentlich gerne Kinder hätten und deren Freundinnen/Frauen keine Ahnung davon haben..
Liebe Grüße
Nadja