Donnerstag, 30. März 2017

Die blaue Thermoskanne


Kennt ihr das? Irgendetwas löst plötzlich eine Erinnerung oder ein Gefühl aus. Es schießt regelrecht ein elektrisierendes Kribbeln durch den ganzen Körper.

Ich trinke gerade zu wenig...mein obligatorisches Apfelsaftschorle macht mich einfach nicht mehr an. Da habe ich beschlossen, wieder täglich eine Kanne Tee zu trinken. Kräuterteemischungen... Pfefferminze... Melisse... Hagebutte... Kümmel, Fenchel, Anis... So viele Möglichkeiten bieten Abwechslung im täglichen Trinkeinerlei.

Also habe ich meine Thermoskanne aus dem Schrank gekramt und mir eine Kanne Kräutertee gemacht. Plötzlich ist es mir ganz heiß geworden. Ich habe zu Beginn meiner Kinderwunschbehandlungszeit damit begonnen, täglich mit genau dieser Kanne Tee zu trinken. Ich kam mir plötzlich wieder vor wie damals. Unsicherheit mit freudiger Erwartung gepaart mit vielen Tränen und vielen Spritzen und Tabletten und Nebenwirkungen und kleine Zwischenhochs und -tiefs und immer eine Tasse Tee vor mir. Das war wie eine Reise mit der Zeitmaschine.

Dieser Zeitabschnitt hat sich in mir tief verankert und lässt sich nicht einfach wegdenken. Man vergisst vielleicht im Laufe der Zeit die Namen der Medikamente aber die Gefühle zu dieser Zeit werde ich wohl immer bei mir tragen. Da tief drinnen. Diese Zeit hat mir vieles gegeben. Nicht nur meine zwei süßen Königskinder... Nein, ich bin auf dem Kinderwunschweg auch mir selbst begegnet. So viele Gefühle, die es zu verarbeiten galt, haben mich gezwungen, mich wirklich intensiv mit mir als Person auseinander zu setzen. Die Hanni, die daraus geworden ist, die mag ich ganz gerne.

Da seht ihr mal, was so eine blaue Thermoskanne alles in Gang bringt.

Bei meinem Mann gibt es leider noch nichts neues zu berichten. Der erste Monat Arbeitslosigkeit ist bereits verstrichen ohne nennenswerte Vorstellungsgespräche. Ich arbeite gerade regelmäßig drei Nachmittage die Woche und habe großen Spaß daran. Ich habe auch wieder die Steuerbescheidprüfung im Büro übernommen und bin dadurch wieder richtig nahe an den Fällen dran. Auch wenn alle sagen, das sei eine undankbare Aufgabe... ich mache es gerne.

Ja... eben... apropo Steuerbescheide... eigentlich sollte ich ja arbeiten. Die Zwerge schlafen noch (übrigens blöde Sommerzeit, unser ganzer Rhythmus ist am A*sch)... Aber die blaue Kanne hat mich wieder träumen lassen. Jetzt aber ran an den Speck...

Liebe Grüße
Eure Hanni

Freitag, 17. März 2017

Gibt es ein Glückskontingent?

Gibt es so etwas? So eine vorbestimmte Glücksmenge, die man im Leben erhält? Vielleicht. Vielleicht haben wir, als unser größtes Wunder wahr wurde, dieses Kontingent auf einen Schlag leer geräumt.

Ach ich bin einfach gefrustet. Und mein Mann auch. Trotz des überaus vielversprechenden Gesprächs wurde die Wunschstelle bei der Wunschfirma intern vergeben und wir haben heute die Absage bekommen.

Jetzt müssen wir wieder von vorne beginnen. Arbeitslosengeld... Arbeitsamt... Bewerbungen... Gespräche... Bangen... Absagen hinnehmen... Es könnte alles so schön sein, wenn das blöde doofe Geld nicht wäre.

Ok, wie hieß es bereits zu Kinderwunschzeiten? Hinfallen, liegenbleiben, Krone richten und weiter geht's. Ich weiß ja... wir sind gesund, die Kinder sind gesund und herzallerliebst, Geld ist nicht alles, die Welt ist schön...

Morgen wieder. Heute wollen wir noch etwas traurig sein. Und gefrustet, und sauer, und mies drauf und ach... der Tag ist hoffentlich bald vorbei.

Eure Hanni