Montag, 23. März 2015

Supermamis


... soll es geben. Bin ich aber nicht.

Es gibt diese Art von Frau und Mutter, bei denen immer alles richtig und easy aussieht. Die sind ohne Hilfe schwanger geworden, haben eine Traumgeburt, sehen danach wieder aus wie vorher (oder sogar noch besser) und haben Musterkinder, die gleich schlafen und sich nach Checkliste entwickeln. Da klappt es mit dem Stillen und dem Baby-Handling. Die Frauen und die Kinder sehen morgens um 9 Uhr schon aus, wie aus dem Ei gepellt; sind nie vollgekotzt, immer entspannt und die Babys lachen nur.

Was zur Hölle mach´ ich da falsch?

Ich schaffe es einfach nicht, morgens in die Puschen zu kommen. Dabei bin ich doch auch schon um 6 Uhr wach. Ich stehe auf und verpass den zweien eine frische Windel. Danach geht es an die Brust. Wenigstens das klappt inzwischen ohne große Probleme. Dann hängen die zwei allerdings an mir. Immer wieder mal ein Schlückchen von der Milchbar...dazwischen halbes Stündchen schlafen, natürlich nur auf mir...irgendwann ist es plötzlich 9 Uhr geworden....wieder frische Windel...nochmal Brust und schließlich großes Geheule beim Weglegen. Ich muss dann echt auch mal duschen, da ich stinke wie ein Berber. So verbummeln wir unseren Morgen. Ich komme meist nicht mal zum Frühstücken. Morgens pünktlich mit zwei frischen Kindern irgendwo zu sein und dabei selbst nicht auszusehen wie Frau Flodder, ist eine Kunst. Wenn ich mich dann so beim Kinderarzt umschaue, sehe ich nur gepflegte Kinder und Mütter... und das um 10 Uhr morgens! Respekt. Aber wie machen die das? Stehen die alle um 4 Uhr morgens auf? Dabei habe ich ja noch meinen Mann zuhause. Ok...den lasse ich morgens schlafen, da er die Kinder ja abends alleine hat. Aber bei Termindruck übernimmt er die Wicklerei und sonstige Logistik.

Wenn man nun mit einer dieser Supermamis ins Gespräch kommt, haben alle natürlich ohne Probleme voll gestillt...selbst Zwillinge... Ich stille auch. Aber ich würde nicht behaupten, dass ich das ohne Probleme geschafft habe. Anfangs waren meine B*stwarzen blutig gekaut und auch jetzt ist es noch so, dass an manchen Tagen die zwei Milchvampire dauernd dranhängen und die Warzen heißlaufen. Und abends gibt's doch immer mal wieder ein kleines Fläschchen PRE.

Achja und durchschlafen tun natürlich auch alle Kinder. Die sind alle immer so entspannt. Lachen den ganzen Tag und schlafen in der Nacht auch noch in ihrem eigenen Bett. Ich traue mich da schon gar nicht, von mir zu erzählen. Klar...die schlafen auch. Sogar nachts schon 4 Stunden am Stück. Aber nicht im eigenen Bett, sondern zwischen mir und meinem Mann. Mich stört das nicht, im Gegenteil, ich finde das eher praktisch. Ich bin ziemlich kurzsichtig. Wenn ich die Kinder in meiner Nähe habe, sehe ich sogar ohne Brille, ob sie gespuckt haben. Und zum Stillen muss ich nicht mal aufstehen. Bevor die zwei aber auf die Idee kommen, ihre Freunde mitzubringen um bei Mami und Papi im Bett zu schlafen, werden sie schon noch ausquartiert...hoffentlich...

Und zu guter Letzt die Mamis selbst. Immer gerichtet und hübsch angezogen. Wenn ich momentan am Spiegel vorbeilaufe, wird es mir eher schlecht. Ich hab Falten im Gesicht bekommen, eine ausgeprägte Milchbar und meine Taille versteckt sich unter der schwabbeligen Masse in meiner Körpermitte. Jaja...ich weiß...das wird schon wieder...das alles war es wert. Doch trotzdem mag ich mich so nicht. Da hilft auch das bisschen Wimperntusche nicht mehr viel, wenn ich wie eine Presswurst aussehe.

 Also bitte...liebe Supermamis...gebt es zu...ihr lügt doch wie gedruckt!

Eure Hanni

Montag, 16. März 2015

Haben wir es verlernt?

...auf unsere innere Stimme zu hören?

Stillen...

Ich muss zugeben, ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Zwei Kinder und zwei Brüste... Kein Problem. Angefangen hat es aber schon in der Klinik. Meine zwei Raupen waren noch so schwach, dass ich alle paar Stunden die Brust anbieten musste. Dann haben sie nicht richtig gezogen und sind gleich wieder eingeschlafen. Ich habe es über ein Brusternährungsset geschafft, dass die zwei auch die Brust akzeptieren und nicht nur den Gumminippel vom Fläschchen. Das sieht ja schon witzig aus. Ich habe PRE Nahrung im Fläschchen in die Achselhöhle geklemmt...da bleibt es schön warm. Dann wurde eine Kanüle in den Sauger gesteckt und auf die Brust getapet. Das Ende der Kanüle liegt dabei auf der Brustwarze. So konnten die Kinder an die Brustwarze gewöhnt werden und haben trotzdem ausreichend getrunken.

Zuhause ging es dann weiter. Meine Hebamme hat die Kinder immer wieder gewogen und mir ans Herz gelegt, die Stillabstände am besten auf zwei Stunden zu verkürzen, da die Kleinen nicht richtig zunahmen. Hallo?? Alle zwei Stunden? Ich stillte zwar zu dem Zeitpunkt schon Tandem, aber musste ja auch noch abpumpen um den Milchfluss anzuregen. So brauchte ich für eine komplette Runde mit wickeln, stillen und abpumpen bereits gut zwei Stunden. Dann wäre gerade noch Zeit gewesen mal schnell Pipi zu gehen und dann müsste ich von vorne beginnen. Wir einigten uns auf zufüttern in größerer Menge. Leute...das war bisher der schlimmste Tag mit meinen zwei Raupen. Ich habe gewickelt, gestillt, zugefüttert, oder besser gesagt reingestopft was ging und abgepumpt. Oh Gott haben die zwei im hohen Bogen gespuckt, grausam...und haben nur herzzerreißend geweint. Und ich gleich mit. Ich war nur am heulen. Ich war so hilflos. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich meine Kinder nicht ernähren kann...dass sie mir verhungern, weil sie nicht richtig zunahmen...weil sie eben nicht so "funktionierten", wie es eine Tabelle vorschreibt. Ich bin irgendwann ins Bett gefallen und habe mich in den Schlaf geheult. Beim Aufwachen fiel der Entschluss: "Die können mich jetzt alle am A*sch lecken" Wir machten das ab da so, wie mein Bauchgefühl es vorgab. Ich stillte wieder alle 3-4 Stunden und gab danach tagsüber ein Fläschchen  mit 50 ml PRE Nahrung. Nachts stillte ich ausschließlich, aber regelmäßig alle drei Stunden. Die Folge? Ich war entspannter, die Kinder waren entspannter und weinten nicht mehr. Und das beste war, sie nahmen trotzdem zu.

Was zeigt mir das? Hanni...zum Mami werden gehört auch, auf deine Intuition zu hören. Klar, gibt es Tabellen, Durchschnittswerte und Vorgaben, die verhindern sollen, dass Kinder sich nicht richtig entwickeln. Aber meine zwei waren jetzt keine Frühchen, sie wogen ja bereits knapp zwei Kilo und machten mir nie den Anschein, dass ihnen etwas fehlt. Die Hautfarbe war rosig, die Windeln immer voll und wenn sie mal wach waren, waren sie ja sowas von zuckersüß. Dieser schreckliche Tag...ich nenne ihn mal "Vorfall"...hat wohl das Muttertier in mir geweckt. Es ist nicht einfach, Entscheidungen für so kleine hilflose Wesen zu treffen. Aber tief in einem sitzt doch so etwas, das sich Urinstinkt nennt. Leider ist es heutzutage so, dass wir den gerne überhören.

Warum eigentlich? Früher gab es keinen Onkel Google, keine Stillberater, nicht tausend Ratgeber, keine Referenzkurven der Weltgesundheitsorganisation und keine schlauen Apps. Es gab die eigene Mutter, es gab die Hebamme mit ihrem Erfahrungsschatz und es gab die Bauchstimme. Selbst das hat bestimmt schon gereicht, um hin und wieder durcheinander zu kommen. Aber heute hat man eine richtige Flut an Informationsquellen. Wem soll man denn da glauben? Ich bin ja selbst so ein Internetjunkie. Das Internet bietet Antworten auf alle Fragen. Blöd nur, dass die Antwort einmal so und einmal ganz anders lautet. Auch ich verschlinge Ratgeber zum Thema Stillen. Hab mir sogar ein Buch gekauft zum Thema Zwillinge stillen (übrigens empfehlenswert...von Susanne Wittmair). Ja...und ich tausche mich auch mit anderen Müttern aus. ABER...die Stimme in mir hat künftig immer das letzte Wort. Mein Bauch entscheidet, was gut für uns ist. Denn nur dann kann ich diese Nächte überstehen, in denen ich gerade mal eine Stunde zur Ruhe komme...oder diese Tage, an denen ich von morgens bis abends ununterbrochen stille...und nur dann habe ich das Gefühl, das richtige zu tun, obwohl Manni an der Brust schier abdreht, draufhaut und reinbeißt...keine Ahnung warum er das gerade macht. Jedenfalls habe ich mich mit meinem Urinstinkt gerade wieder angefreundet und freue mich jedesmal aufs Neue von ihm zu hören.

Wenn meine Kinder mich anlächeln, weiß ich, dass ich es richtig gemacht habe und mein Herz geht auf.

Eure Hanni