Montag, 9. Mai 2016

Ich will den Rock an 7 Zipfeln

... So sagt man hier, wenn man alles und eigentlich zu viel möchte.

Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Post beginnen soll. Und vor allem weiß ich nicht, WANN ich diesen Post schreiben soll. Ich habe schon zig-mal begonnen, verworfen, gesichert, neu angefangen und nie beendet.

Wie geht es uns? Prima! Die Königskinder laufen beide und brabbeln lustige Sachen vor sich hin. Wir haben gerade viel Spaß miteinander. Aber ich muss auch zugeben, die zwei sind gerade sehr anstrengend. Während ich einem im Garten die Steine aus dem Mund popel, pflückt der andere Tulpen. Während ich einem die Schuhe anziehe, zieht der andere sie wieder aus. Während ich einem erkläre, dass man nur mit dem Löffel den Joghurt isst und nicht mit der Hand, versenkt der andere gleich den ganzen Kopf in der Schüssel. Meistens sind die Aktionen total witzig, manchmal aber auch gefährlich... wie etwa gemeinsames turnen auf der Treppe. Ich muss halt einfach immer beide im Auge behalten.

So... und wo liegt nun das Problem? An mir! Ich möchte gerne Supermami sein, einen gepflegten Haushalt haben, mit der Wäsche auf dem Laufenden sein, immer frisch kochen, meinen Garten machen, 6 Std. pro Woche arbeiten und mein eigenes Büro aufarbeiten, achja und ab und zu bloggen. Ich muss sagen, dass war ohne Kinder schon ein hohes Pensum aber mit Kinder...puh. Ich habe keine Oma in der Nähe und eigentlich wäre auch keine Oma dazu in der Lage, die zwei zu bändigen. Dafür sind die Omas einfach schon zu alt. Ich greife hin und wieder auf meinen Rentner-Nachbar zurück. Der sitzt dann im Wohnzimmer und spielt mit den Kids während ich das eine oder andere erledige. Meist aber renne ich nach 20 Uhr, wenn beide dann mal schlafen, in den Keller zur Wäsche; laufe im Dauerlauf durch die Wohnung und räume alles, was im Weg liegt wieder auf, gieße beim Vorbeilaufen die Blumen und VERSUCHE, mit meinem Mann gemeinsam zu essen.

Ich will einfach zu viel. Ich kann nicht in allen Bereichen 100 % geben. Und momentan fühle ich mich so, als ob ich alles mache und dabei nichts richtig mache. Wenn ich...was ich am liebsten mache... mit den Kids im Wohnzimmer auf dem Boden sitze und Türme baue oder Bücher schaue, habe ich im Kopf, dass die Küche aufgeräumt werden muss oder ich in den Garten sollte. Wenn ich die Küche aufräume, denke ich "Mist, ich sollte ins Büro". Wenn ich dann im Büro sitze und fürs Geschäft arbeite, denke ich, dass unsere Steuererklärung schon längst fällig wäre. Und egal was ich mache, ich werde nie im Leben fertig. Ich kann wohl nicht gleichzeitig Mutter, Ehefrau, Hausfrau, Steuerfachangestellte und Gärtnerin sein.

Da liegt mein Hauptproblem. Bei dem, was ich alles mache, geht mir irgendwie mein Mann verloren. Unser Kinderwunschweg war lang und beschwerlich. Aber wir waren immer eine Einheit. Wir haben uns gegenseitig gestützt. Und wir waren uns sehr nah. Mir ist bewusst, dass sich eine Beziehung verändert, wenn Kinder in eine Partnerschaft kommen. Ich dachte aber, dass sie uns bereichern. Momentan ersetzen sie uns. Es ist noch nicht so schlimm, dass wir uns entzweit haben. Aber wir haben uns auch noch nicht richtig als Familie gefunden. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es gibt momentan einfach nur mich und die Kinder. Mein ganzes Denken, Handeln, Planen dreht sich nur um diese Einheit Mama mit Hanni und Manni.

Wir bemühen uns, alle beide, damit wir uns nicht verlieren. Wir essen gemeinsam nochmal eine Kleinigkeit, wenn die Kinder im Bett sind. Doch kann ich mich dabei nicht wirklich entspannen. Ich schiele immer aufs Babyphone. Unsere Kinder schlafen immer noch sehr unruhig. Vor allem Manni kommt meist um 21:30 Uhr das erste Mal und manchmal lässt er mich dann gar nicht mehr weg. Wir unternehmen sonntags immer als Familie etwas gemeinsam. Doch irgendwie ist das alles noch etwas ... keine Ahnung wie ich sagen soll... unbeholfen? Ich merke, dass wir leicht gereizt aufeinander reagieren. Die Kommunikation mit meinem Mann beschränkt sich momentan auf "Guten Morgen"... mittags ein kurzes Telefonat...und abends dreht sich bereits wieder alles um die Kinder mit Abendessen, kurzer Spaziergang ums Haus und ab ins Bett. Uns fehlt unsere "blaue Stunde" in der wir irgendeinen Schwachsinn im Fernsehen anschauen und dabei gemeinsam auf dem Sofa lümmeln.

Wie ich es drehe und wende. Irgendetwas bleibt immer auf der Strecke. Wie z.B. meine Achseln. Ich hoffe, dass der 70er-Jahre Retro-Büschel-Look diesen Sommer wieder in ist, denn regelmäßig rasieren? Ich muss einfach lernen, dass ich nicht überall perfekt sein kann und mich aufs Wesentliche beschränken. Meine Familie... alles andere ist zweitrangig. Ich bzw. wir arbeiten noch daran.

Eure Hanni
mit den überaus hinreißenden Zwillingen Klein-Hanni und Manni


5 Kommentare:

  1. Liebe Hanni, auf den Punkt gebracht. Hier 100 Prozent das gleiche!

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  2. Sieht hier ganz genau so aus... Allerdings Beine wie ein Yeti statt Achseltoupet... ����
    LG
    Tonks

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  3. Hier sieht es (mit 1 Kind) nicht viel anders aus...
    Ich versuche jetzt immer mal wieder mit meinem Mann abends etwas Zeit auf dem Sofa zu verbringen. Versuche...

    LG

    Kaya

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  4. Retro-Büschel-Look.....ich hab grad vor lauter Lacherei den PC angespuckt.

    Joha, hier sitzt auch so eine "möchte gern allen gerecht werden" Mama. Ehefrau, Haus, Garten, Kindergarten, Baby, Spielgruppenleiterin, Taxidienst, Elternverein,....

    Ich habs nach 5 Jahren aufgegeben perfekt zu sein: Es nervt mich noch immer tierisch, wenn der Rasen bereits einen gefühlten halben Meter hoch ist und im Sommer noch die Osterhasen hier rumstehen....aber ich könnte 24 Stunden am Tag laufen und, klar, meine Figur dankt es mir, dann wäre es noch zu wenig.

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  5. Willkommen in der Realität!!!

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