Sonntag, 27. Juli 2014

Das ewige Thema


Ich bin ein sehr entspannter Mensch. Um mich aus der Ruhe zu bringen, braucht es normal schon viel. Nur an manchen Tagen bin ich halt einfach nur mal Mädchen und sensibel. So eben wie gestern. Und was bringt mich dann an den Rand des Wahnsinns? Nein...keine finanziellen Sorgen, kein Schmerz, kein anderer Verkehrsteilnehmer, sondern mein über alles geliebter Mann und seine Tiefenentspannung.

Ich bin es von mir gewohnt, dass ich locker 50 Stunden im Büro runterreiße, nebenher täglich koche, Samstags den Haushalt schmeiße, einkaufen gehe, mich um meinen Garten kümmere, die Wäsche mache und noch am Sonntag morgen im eigenen Büro was wegschaffe. Alles in allem gibt das dann ein Zeitfenster für Freizeitaktivitäten, wie Freunde und Familie besuchen oder selbst mal aufs Sofa liegen, welches sich auf Sonntagnachmittag beschränkt. Zum Vergleich...mein Mann bringt den Müll raus und tut staubsaugen. Ist nicht schlimm. Das macht mir normal nichts aus. Doch das geht so nicht mehr.

Ich merke, wie ich langsamer werde. Ich schaffe es nicht mehr auf 50 Stunden im Büro. Mich treibt meist der Hunger früher heim. Also sind es nur noch 45 Stunden. Ich brauche im Haushalt länger weil ich einfach öfter mal hinsitzen muss. Kurz um...es bleibt so viel liegen. Und gestern bin ich im Angesicht der ganzen liegengebliebenen Arbeit einfach mal in Tränen ausgebrochen.

Meine Putzfrau, die ich mir einmal im Monat gönne, hat mich zum zweiten Mal versetzt. Durch das feuchtwarme Wetter explodiert der Garten. Das Unkraut ist inzwischen höher als die Bohnen, die Johannisbeeren und Himbeeren sind erntereif und ich habe sehr viel davon. In meinem Büro liegen 10 Steuererklärungen und warten auf Erledigung. Und eigentlich möchte ich auch gerne mal am Nachmittag die Füße für eine Stunde hochlegen können. Ich kann mich aber nicht entspannen, wenn in jeder Ecke Arbeit lauert.

Und mein Mann? Schläft, solange ich einkaufen war. Ja...wir waren am Vorabend bei Freunden und sind spät heimgekommen. Aber ich war genauso spät im Bett wie er. Danach liegt er auf dem Sofa solange ich koche. Und als ich Wäsche waschen gehe, wandert er wieder aufs Sofa. Das war zuviel.

Ich glaube, es hat ihn mal kurz geschockt, als ich tränenüberströmt gerufen habe, "So geht das nicht weiter". Ich soll mich entspannen und meine Schwangerschaft genießen? Wann denn? Sonntags zwischen 16 und 17 Uhr? Er muss sich daran gewöhnen, dass künftig mehr Arbeit auf ihn zukommt. Er war auch derjenige, der unbedingt die ersten zwei Monate nach Entbindung mit mir zuhause bleiben möchte. Was denkt er denn, was er da zu tun bekommt? Ausschlafen und Spazieren gehen?

Nachdem ich mich beruhigt habe und wir darüber gesprochen haben, bin ich tatsächlich aufs Sofa verfrachtet worden und konnte ein Stündchen schlafen. Danach war die Wäsche gemacht und aufgeräumt. Ich hoffe, das hält an. Zumindest hat er heute schon vorgeschlagen, dass er auch mal alleine die Beeren ernten kann. Und ich weiß, dass er das gar nicht gerne macht.

Ich muss mich einfach daran gewöhnen, klar und deutlich zu sagen, was ich möchte. Und er muss sich daran gewöhnen, dass er künftig aktiver werden muss. Schließlich wollten wir beide diesen Schritt gehen. Und es war uns beiden klar, dass wir das alleine packen müssen. Ohne Unterstützung von außen. Aber wir sind schon seit 24 Jahren ein Team. Das ist für uns einfach nur eine neue Herausforderung.

Eure Hanni
wieder tiefenentspannt

9 Kommentare:

  1. Ja die lieben maenner....ich kann dir sagen, mein mann dachte auch elternzeit ist soooo entspannt. Was soll ich sagen, nach den zwei monaten lsm ihm sein ruhiges buero vor wie das reinste paradies. Sie unterschaetzen die arbeit einfach. Sorry uebrignes das ich mich nicht gemeldet habe. Brauchte ein wenig ruhe. Es gibt jedoch neuigkeiten die ich dir in den naechsten tagen mal schreiben werde ;-) sagen wir einfach es kommt manches schneller als man denkt....

    Liebe gruesse bianca

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  2. Oh man, ich kann dich voll verstehen! Ich kenne diese Situationen leider nur zu gut.... Ohne schlechtes Gewissen hockt der Herr Gemale auf der Couch rum, während ich mir einen ab rackere. Warum sehen die Männer die Arbeit im Haushalt nicht von alleine? Bleibt echt zu hoffen, dass es sich nach so einem klärenden Gespräch bessert...

    Ich drück dich

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  3. Das macht du genau richtig. Und eigentlich kannst du ihm auch keinen Vorwurf machen. Denn so, wie ich das herauslesen, bist du eine richtig taffe Frau, die immer alles erledigt hat und die das auch nie sichtlich gestört hat, dass der Mann sich nicht so fleißig am Haushalt beteiligt hat. Ganz im Gegenteil, dir hat das Spaß gemacht. Deswegen scheint es auch nie ein Reizthema zwischen euch gewesen zu sein :-). Warum sollte er dann von alleine darauf kommen, dir mitzuhelfen, wenn er es eh nicht gerne tut und es dir offensichtlich Spaß bereitet?
    Aber jetzt, hast du ihm deine Grenzen gezeigt und ihm offen kommuniziert, dass du das nicht mehr kannst. Und weißt du, was das tolle ist? Es scheint keine Diskussion gegeben zu haben. Stattdessen hat er deine bisherige Arbeit anstandslos erledigt. Das ist doch wundervoll, oder?
    Du hast ja selber geschrieben, dass du einfach nur lernen musst, deine Bedürfnisse offen zu kommunizieren.
    Blöd wäre natürlich, wenn er das alles nur erledigt, wenn du es ihm als konkrete Aufgabenstellung mitteilst. Hier muss er auf Dauer natürlich lernen, dass er die Aufgaben alle von selbst erledigen muss, weil du das nicht mehr kannst.
    Aber ihr schafft das schon; da bin ich mir sicher :-) Genieße die Kugelzeit in deiner freien Zeit!

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  4. Ich glaube, die meisten Männer haben einfach einen Gendefekt, der verhindert, die anfallenden Arbeiten im Haushalt von alleine zu sehen ;) Kommt mir alles sehr bekannt vor.
    Aber schön, dass Ihr Euch darüber ausgesprochen habt.
    Alles Liebe,
    Lene

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  5. Ich stimme Lene zu :)
    Und ich bin auch noch die Sorte Frau, die sich zwar riesig freut, wenn ER Dinge für mich erledigt - aaaaaaaber (und das wird jetzt nie verraten versprochen?) ich ertappe mich, wie ich ein Auge auf ihn werfe, und wie ich die Handtücher anders einsortiere wie er ;) Hachhhhh ja im Falle eines Falles muss ich da vermutlich ganz ganz ganz viel lernen und mich entspannen.
    Hanni - bleib entspannt - und immerhin... Beeren ernten ist wirklich ne Kackarbeit wie ich finde ;) Auf die neue Herausforderung!! :*

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  6. Das kommt mir teilweise auch bekannt vor. Einige Sachen macht mein Mann zwar auch von allein, aber oft muss man das einfach konkret sagen.

    Z.B. funktioniert "Die Treppe müsste auch mal wieder gesaugt werden." nicht. Wenn ich aber sage "Kannst du dann bitte noch die Treppe saugen?" macht er das. Den Rest des Hauses sauge ich ja ohne Probleme, aber das mit der Treppe ist mir irgendwie nicht ganz geheuer.

    Aber es gibt auch Dinge, die hier rein und da raus gehen. Ich habe DREI Monate lang gebettelt, dass der große Pappkarton mit der restlichen Tapete aus dem Schlafzimmer weggeräumt wird. Wäre der nicht so schwer, hätte ich das gemacht. Nun haben wir heute seit Ewigkeiten mal wieder eine Putzfee - gestern wird das auf einmal gemacht, damit sie überall rankommt...

    Also immer schön kommunizieren und klare Ansagen machen. Sicherlich wird das für deinen Mann eine Umstellung sein, aber du brauchst ab jetzt jegliche Unterstützung, die du bekommen kannst.

    Alles Liebe!

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  7. Hanniiiii, mein Kommentar ist weg...... und der war ausnahmsweise mal etwas länger.
    Daher nur kurz: Ich versteh das auch und freue mich, dass du wieder tiefenentspannt bist!

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  8. Meiner ist auch weg!
    (Ich schätze Hasi hat ihn verschwinden lassen *g* hab abgelästert)

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  9. Zu diesem Punkt gibt es nichts anzufügen! Beispiellos beschrieben. Besten Dank

    my web blog: Www.Babycloud.Org

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