Dienstag, 17. Dezember 2013

Brief an das Christkind...

Als Kind habe ich an das Christkind geglaubt...lange Zeit. Letztes Jahr war ich so verzweifelt, dass ich einfach ans Christkind geschrieben habe. So richtig altmodisch mit Brief und Briefmarke nach Engelskirchen. Mein Wunsch ist zwar noch nicht in Erfüllung gegangen ist, aber trotzdem hat mein Brief etwas bewirkt...es gibt diesen Blog. Ich hab´s wieder getan. Der Brief ist Samstag zur Post. Mal sehen was passiert.
 
Liebes Christkind,

 

langsam wird es zur Gewohnheit, dir zu schreiben. Als ich letztes Jahr all meinen Mut zusammen genommen habe und meine Lebenssituation in einem Brief an dich zusammengefasst habe, dachte ich noch, mein Jahr wird anders verlaufen. Doch wie das Leben eben so ist, es kommt immer anders als gedacht.

 

Erinnerst du dich? Ich war zum damaligen Zeitpunkt bereits ein Jahr in Kinderwunschbehandlung und hatte viele Niederlagen und aber auch Höhepunkte durchlebt. Doch trotz aller Anstrengungen hatte ich letztes Jahr eine Fehlgeburt und von einer erneuten Schwangerschaft war ich meilenweit entfernt. Also hatte ich mich an dich gewandt und wünschte mir ein Baby.

 

Nun haben wir 2013 und ich bin immer noch keine Mama. Ich bin immer noch in Kinderwunschbehandlung und meine Situation verschlechtert sich von Mal zu Mal. Du hattest mir damals geschrieben, ich solle meine Hoffnung nicht verlieren. Ich war viele Male nah dran, doch nein…ich habe meine Hoffnung nicht verloren.

 

Ich möchte dir erzählen, was mein Brief an dich ins Rollen gebracht hat. Ich hatte davor nie den Drang zu schreiben. Doch irgendetwas in mir wollte unbedingt einen Brief an dich schreiben. Dabei habe ich zum ersten Mal in meiner ganzen traurigen Geschichte gemerkt, dass mir etwas gut tut, nämlich schreiben. Oftmals sind meine Gefühle so unsortiert und drohen mich zu überwältigen. Aber beim Schreiben merke ich, wie sich langsam alles zusammenfügt. Das ändert zwar nicht meine Situation, aber es hilft mir, besser damit umzugehen.

 

Also beschloss ich, Tagebuch zu führen…bis ich im Internet über einen Blog gestoßen bin, der eine Anlaufstelle für Kinderwunschfrauen ist. Ein Blog ist eine Art virtuelles Tagebuch. Ich habe damals die Betreiberin dieses Blogs angeschrieben und gefragt, wie so etwas funktioniert. Ich wurde mutig und beschloss daraufhin, nunmehr nicht nur für mich selbst zu schreiben sondern stellte mein Tagebuch ins Internet. Ich führe nun schon seit einem halben Jahr dieses Tagebuch und habe bereits über 25.000 Aufrufe.

 

In erster Linie dient mir der Blog zur Verarbeitung und Sortierung meiner Gefühle. Denn die Kinderwunschbehandlung raubt mir immer wieder meine Kraft. Doch ich lasse mich nicht unterkriegen. Das Schöne ist, dass in meiner Geschichte inzwischen andere Menschen Mut finden können. Das gibt mir ein gutes Gefühl und sagt mir, dass mein Weg richtig ist. Und das hat alles begonnen mit dem Brief an dich.

 

Ich glaube immer noch daran, dass ich eines Tages Mama bin. Aber ich habe nicht mehr viel Zeit. Meine Werte verschlechtern sich von Mal zu Mal. Das letzte Mal das meine Eierstöcke ein Ei produziert haben, war im September. Trotz vieler, vieler Medikamente bleibe ich einfach leer. Ich habe Angst, dass tatsächlich nichts mehr wächst.

 

Daher…liebes, liebes Christkind…ich wünsche mir nichts sehnlicher als endlich Mama zu sein. Ich habe so viel Liebe übrig und es gibt so viele Dinge, die ich unserem kleinen Schatz gerne zeigen würde. Es heißt doch, die Kinderseelen suchen sich die Eltern aus. Ich weiß nicht, warum unser Baby noch wartet, aber könntest du ihm vielleicht ausrichten, es ist soweit. Wir sind bereit…

 

Vielen Dank.

 

Ich wünsche dir eine glückliche Weihnachtszeit.

Deine Hanni
 
 

5 Kommentare:

  1. Ich hab einen riesen Kloß im Hals. Ach Hanni, das hast du ganz wunderbar geschrieben. Ich wünsche dir, dass das Christkind deinen Wunsch erfüllt.
    LG Webril

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  2. ..... auch ich habe einen Kloß im Hals. So etwas zu lesen ist nicht einfach und die richtigen Worte zu finden schon gar nicht. Ich kann immer wieder nur sagen, dass auch ich Dir wünsche, dass dein sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht.

    die New Yorkerin

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  3. ...bitte keine Klöße im Hals...die gehören auf den Teller meine Damen.
    Als Kind hat mich das Christkind jedenfalls nie enttäuscht. Naja, bis auf den Schminkkopf, den ich nie bekommen habe. Aber den habe ich mir vielleicht nicht fest genug gewünscht. Da ich tief in mir immer noch ein kleiner Kindskopf bin, bin ich beim Christkind mit meinem Wunsch bestimmt richtig.

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  4. Du Liebe... ich musste wirklich schmunzeln, als ich begonnen haben Deinen Post zu lesen. Ich hab auch schon 2 x einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann geschrieben ;) Nur abgeschickt habe ich ihn nicht so wie Du!

    Ich hoffe, dass Christkind gibt eurem Mäuschen einen kleinen Stups und sagt ihm, es soll nicht so ängstlich sein und ganz schnell über die rote Kinderrutsche zu euch rutschen!

    Schön, dass Du diesen Blog schreibst, es hilft Dir und vielen Anderen, danke!

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  5. Das hast du wunderschön geschrieben.
    Ich wünsche dir von Herzen, dass das Christkind deinen Wunsch erfüllt.

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